Diesen Beitrag beginne ich mit einem Spoiler! Die Antwort auf die zu klärende Frage ob man die Gläser umdrehen muss wird es hier wohl nicht geben.
Jetzt aber zur Geschichte.
Von meiner Ma habe ich gelernt, dass man beim Marmelade und Gelee kochen die Gläser sterilisiert. Dieses kann man machen indem man sie bis oben mit kochendem Wasser füllt, einfacher indem man sie in Backofen stellt und dort auf ca. 120°C erhitzt.
Die Deckel lege ich in einen Topf mit Wasser und bringe dieses zum kochen. Die Deckelsuppe lasse ich ein paar Minuten kochen. Den Topf setze ich auf, wenn ich mit dem Gläser befüllen beginne. So kann ich sie aus dem heißen Wasser direkt auf die Gläser geben und zuschrauben.
Dann drehe ich die mit der ca. 90°C heißen Fruchtmasse befüllten und verschraubten Gläser für ein paar Minuten um.
Ziel und Sinn soll es sein, dass eventuell dort befindliche unerwünschte Vieren, Bakterien – halt Kleinstlebewesen möglichst nicht überleben. Somit wäre dann die Marmelade bzw. das Gelee länger haltbar, was ja generell Sinn und Zweck des einkochens ist.
Wenn man dann die Gläser wieder umdreht und sie dann abkühlen ziehen sie sich ins Vakuum. Das passiert, da sich die im Glas befindliche Luft verdichtet. Praktiker kennen es daher, dass es irgendwann beginnt immer kurz zu knacken. – Sollte ein Glas dabei sein, das nicht knackt – weil zum Beispiel der Deckel nicht mehr richtig schließt – hat es den Ehrentitel gewonnen als erstes gegessen zu werden.
Meine Erfahrung mit dem Umdrehen
Man könnte meinen, dass wenn man sauber arbeitet es nicht nötig ist die Gläser um zu drehen. Als eigenständiger und auch besser wissender Sohn hatte ich auch die Tradition des Glasumdrehens abgeschafft. Mit dem Ergebnis, dass sich weniger Gläser ins Vakuum gezogen hatten. Das sorgte wiederum dazu, dass die Marmelade teilweise früher Besuch vom Schimmel bekam.
Somit drehte traf ich die revolutionäre Entscheidung: die Gläser werden nach dem Befüllen und Verschrauben umgefüllt.
Alles Voodoo, Hexerei, Aberglaube – oder was?
Auf mein Rhabarbergelee-Video bekam ich die Nachfrage weswegen ich die Gläser umdrehen würde. – Ich gab die oben beschriebene Antwort. – Aus dem Frage – Antwort Kontakt entwickelte sich eine Kommunikation. Denn auf meine Antwort kam folgender Gedanke:
(…) „Sie werden wohl, genau wie ich, die Gläser und Deckel vorher gut säubern, das reicht eigentlich. Wenn mich nicht alles täuscht reichen 90 Grad nicht um Bakterien zu vernichten 🙂 die Biester überleben weit höhere Temperaturen.
Ich habe die letzten 40 Jahre nie umgedreht und es ist keine Marmelade schlecht geworden.“(…)
Es riecht förmlich nach Hexerei, Voodoo und Aberglaube in der Küche. Dem bin ich natürlich genau so ausgeliefert oder anhängig wie viele.
Vielleicht hast du auch einmal von Menschen gehört, die kleine Sahne schlagen können. Diese Sahne-Yetis gibt es wirklich. Ich habe zwei Damen kennen gelernt. Bei der einen ist es generell nicht möglich – sie schafft es die Butter von „angeschlagen“ direkt zu Butter zu teleportieren. – Bei der anderen passiert es nur periodisch, dass bei ihr die Sahne zu geronnener Sahne wird.
Wie schon oben erwähnt; Mama sagte: „Ach Junge, dreht die Gläser doch einfach um!“ – Also drehte ich sie wieder um.
Auch andere haben erfahrene Erfahrungen.
Es gibt also schon alleine beim Marmeladen verschiedenste Herangehensweisen und Erfahrungen.
Meine Kommunikationspartnerin verriet mir: (…) „Meine Omas haben beide nicht umgedreht, aus dem einfachen Grund. die haben die Gläser nur mit Zellophan zugemacht. da ist das Umdrehen eher kontraproduktiv. 🙂“ (…)
Jau, die Variante gibt es ja auch noch. Die Einmachhaut, welche in kaltes Wasser gelegt wurde um sie dann auf die Gläser zu geben und mit Hilfe eines Gummibandes zu fixieren. Diese Zellophan-haut wurde dann trocken und versiegelte die köstliche Fruchtmasse.
In dem Schriftwechsel bot die Enkelin noch folgende Erklärungsmöglichkeiten für den Umdreh-Voodoo an:
• damit sich mehr (!) Vacuum bildet
• damit die restliche Luft entweichen kann
• damit sich die Fruchtgase im Glas verteilen (…)
• weil die heiße Luft am Boden des Glases sitzt
Ich bin bereit und willens diese Liste fort zu setzen. Immerhin geht es um irgend einen Zauber, den wir vielleicht entdecken könnten.
Würden wir J.K. Rowling und John Steinbeck fragen, die Antwort könnte dann vielleicht „Harry Potter und die Früchte des Zorns„ lauten.
Eine Antwort zu „Gläser beim Marmelade kochen umdrehen?“
[…] Zu dem Umdrehen der Gläser gab es eine Nachfrage. […]